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Matthias Hufnagel - Maler und Heimatforscher

Zum 80. Geburtstag von Matthias Hufnagel erschien der folgende Artikel von Camen Ick am 21.10.1994 in HALLO Trudering. Abdruck mit freundlicher Erlaubni der Autorin.

"Trag' seit 60 Jahren Zeug über Trudering zusammen"

Seinen 80. Geburtstag feiert heute der Truderinger Kunstmaler Matthias Hufnagel. Den Truderingern ist Hufnagel vor allem durch seine Ausstellungen "50 Jahre Eingemeindung Trudering" (1982) und "75 Jahre Waldtrudering" (1986) bekannt.

Wer etwas über Trudering und seine Geschichte wissen möchte. der wendet sich am besten an Matthias Hufnagel. Denn der am 20. Oktober 1914 als jüngster Sohn des Malermeisters Matthias Hufnageln geborene Kunstmaler ist eine Art wandelndes Trudering-Lexikon. Und was er nicht auf Anhieb weiß, das findet sich bestimmt irgendwo in seinem umfangreichen Archiv.

Hufnagel war es auch, der Truderings erste und bis heute einzige gemalte Chronik geschaffen hat. Im Saal des Kirchtruderinger Gasthauses "Göttler" malte er 1948 Truderings Geschichte an die Wände. Vor zwei Jahren wurden diese einzigartigen Gemälde im Rahmen von Renovierungsmaßnahmen einfach überstrichen.

Die frühen Jahre

Begonnen hat alles im elterlichen Malergeschäft,. das Vater Mathias Hufnagel 1905 in Trudering eröffnete. Sein Sohn Matthias erbte das Talent des Vaters, der sich durch seine Malkunst schnell einen guten Namen gemacht hatte."Mein Vater war einer der besten Barockmaler", meint Matthias Hufnagel stolz. ,,seine Bauernmöbel-Malerei ist noch heute bekannt". Vieles davon hat den Weg nach Trudering zurückgefunden und steht heute im Haus des Sohnes Nach der Lehre arbeitete Hufnagel als Gehilfe im Malergeschäft von der Familie, nebenbei veröffentlichte er in der deutschen Malerzeitung Zeichnungen und Skizzen über immer wieder neue Wandmuster, einem Vorläufer unserer heutigen Tapeten. "Damals hat man die Muster direkt auf die Wand gemalt, für einzelne wiederkehrende Teile wurden Schablonen benutzt." Man wurde auf den begabten jungen Mann aufmerksam, doch den versprochenen Studienplatz in der Akademie konnte Matthias Hufnagel wegen des ausbrechenden Krieges nicht mehr enuctcn.

Die folgenden Jahre gehören zu Hufnagels schlimmsten Erinnerungen. Noch heute hängen ihm die Kriegsgreuel deutlich nach. Er kann aus russischer Gefangenschafft fliehen und schafft es, nach Trudering zurückzukehren.

Wegen seines Kriegsleidens kann er den Malerberuf nicht mehr ausüben und gründet ein Großhandelsgeschäft für Lacke und Farben. Als Freizeitausgleich fangt er mit der Kunstmalerei an.

Weiterentwicklung

Bis heute hat der überzeugte Truderinger unzählige Bilder geschaffen und alle möglichen Stilrichtungen ausprobiert. Der Weiterentwicklung der alten Bauernmalerei hat er sich besonders verschrieben. "Durch die andere Architektur mit Eisen. Beton und strengeren Formen muß sich auch die Bauernmalerei weiterbewegen", erklärt Hufnagel ".man kann nicht ewig bei der Tölzer Bauernmalerei bleiben". Wenn man die von ihm bemalten Schränke und Truhen mit denen seines Vaters direkt daneben vergleicht, versteht man, was Hufnagel meint. "Bäuerliche Volkskunstmalerei" nennt er seinen Stil mit streng stilisierten Motiven. den er auch heute noch beständig weiterentwickelt . "Mit der Malerei wirst nie fertig."

Trudering als bevorzugtes Motiv

Vieles hat der sympathische alte Herr inzwischen be- und gemalt, eines seiner bevorzugten Motive ist Trudering. "Damit man später mal weiß, wie's da mal ausgeschaut bat," Viele der auf den Bildern verewigten 1Iäuscr stehen heute nicht mehr. Nicht nur die Bilder sollen die Geschichte Truderings überliefern, Hufnagel betätigt sich auch als Heimatforscher. "Scit 60 Jahr trag ich Zeug über Trudering zusammen." So findet sich in seinem Haus auch das Originaldokument von König Maximilian Il über die Zusammenlegung von Kirch - und Straßtrudering. die Kinderbücher des Truderinger Arztes und Literaten Eggelkraut-Gottanka oder die Vorlagen für die echte Truderinger Tracht.

Seine engere Heimat liebt Hufnagel über alles und er bedauert sehr, daß den Kindern heutzutage kaum etwas über Trudering erzählt wird. .Die jungen Leut" sollen in die Welt hinausgehen. um ihren Horizont zu erweitern. aber darüber die Heimat nicht vergessen: Nie würde es diesem echten alten Truderinger einfallen. ganz in Südfrankreich zu bleibe n, wo er die Hälfte des Jahre s in seinem Ferienhaus lebt .Die Maler und die Landschaft haben mich da runtergezogen," Einen Teil seines Wissens übet Trudering steckt in den beiden Ausstellungen "50 Jahre Eingemeindung Trudering" (1982) und "75 Jahre Waldtrudering" (1986). die MatthiasHufnagel zusammen mit seiner Frau Paulette bisher organisiert hat.

Nicht nur, daß das Ehepaar umfangreiches Material zusammentrug, "wir haben sogar bis nach Korsika geschrieben. wo noch zu einer allen Truderinger Familie Kontakt besteht". Auch die ganze künstlerische Gestaltung der Ausstellungen, von den Plakaten über die Einladungen bis hin zur Beschriftung der Fotos, zeugte von Matthias Hufnagels, Liebe zu diesem Stadtviertel.

Engagierter Bürgerhaus-Kämpfer

Gern würde der Senior öfter s solche Ausstellungen machen, doch ".in Trudering gibt's ja nichts, kein Lokal und keinen Saal, wo man sowas machen kann:' Auf jedem kleinen Dorf hat man ein Heimatmuseum oder eine andere Möglichkeit, erregt sich der Maler und engagierten Kämpfer für ein Bürgerhaus. "Ein öffentliches Haus. wo alle reingehen können und wo man Veranstaltungen, Ausstellungen und sowas machen kann." Solch einer Institution würde er dann vielleicht einmal sein Archiv und seine Trudering-Bilder komplett zu treuen Händen übergeben. "Bis jetzt ist das ja nicht möglich. ..Sonst wird alle s zerrissen und landet wer weiß wo."

Carmen Ick