Sie sind hier: Trudering-Riem -> Personen -> Max Reiser (Stand: 02.07.2025)

Max Reiser - ein Truderinger Genie

Am 16. Juli 2025 jährt sich der Geburtstg von Max Reiser zum 100. Male. Aus diesem Anlass bringen wir im Folgenden den Nachruf, den ihm der HALLO-Verleger und Freund Karl C. Dressel ("HalSen"), am 9. August 1979 im HALLO gewidmet hat. Das Foto zeigt ihn als Zweiten von linkss als Mitglied des Festausschusses für die 1200-Jahr-Feier 1972.

Festausschuss Winheim -  Reiser - Brückl - Empl (C) Truderinger Stadtteilarchiv

V.l.n.r.: Otto Winheim, Max Reiser, Josef Brückl und Andreas Empl im Festausschuss für die 1200-Jahrfeier

Max Reiser - Trudering war seine große Liebe

Max Reiser wurde am 16. Juli 1925·in· Trudering geboren. Sein Vater Matthias Reiser, u. a. Mitbe­gründer der Raiffeisenkasse Feldkirchen, genoß in der damaligen selbständigen Gemeinde Trudering hohen Ruf. Der junge Reiser, einziger Sohn, besuchte die Volksschule und anschließend eine Handelsschule, bevor er den Berufsweg Kaufmann einschlug. Bei einer Münchner Firma absolvierte er seine ersten Kaufmannsjahre. Reichsarbeitsdienst und anschließend Wehrmacht waren weitere Etappen im Leben des Max Reiser. Schon im Jugendalter von 18-20 Jahren erlebte er den Krieg in unmittelbarer und schrecklicher Härte, mit letzten Stationen Ostpreußen und Böh­men. Im Mai 1945, nach kurzer Kriegsgefangenschaft hatte ihn Trudering wieder. In die Zeit seines Wehrdienstes fiel der Tod seines heißgeliebten Vaters. Durch tragische Umstände konnte er dessen Beisetzung nicht bei­wohnen. Matthias Reiser, nach dem eine Trude­ringer Straße benannt ist, verstarb ebenfalls schon im Alter von 54 Jahren. Max Reiser nahm nach seiner Rückkehr wieder seinen Zivilberuf als kaufmännischer Angestellter auf. Zunächst arbeitete er etwa 2 Jahre bei der Verwaltung der amerikanischen Besatzung, anschließend 6 Jahre bei der Truderinger Nieder­lassung der Fa. Gurris,

Im Jahre 1954 machte er sich selbständig, indem er im elterlichen Anwesen in Straßtrudering ein Eisen- und Haushaltwarengeschäft eröffnete. Im Jahre 1958 schloß er die Ehe mit Margot Brunnhuber. Aus dieser äußerst glücklichen und harmonischen Verbindung gingen 2 Töchter und ein Sohn hervor. In fast 25 Jahren baute Max Reiser sein Eisen­waren-und Haushaltwarengeschäft zu einem der größten und leistungsfähigsten Geschäfte dieser Branche im Raume München auf. Anfang Novem­ber wollte Max Reiser das 25jährige Geschäfts­jubiläum groß feiern. Es war ihm leider nicht mehr vergönnt.

Der Mensch Max Reiser war in kein Klischee einzuordnen, er war außergewöhnlich. Max Reiser war ein ungemein vielseitig interessierter und künstlerisch hochbegabter Mensch. Seine Interes­sen und Fähigkeiten reichten von der Hausmusik über Malerei, Grafik und Laienschauspiei bis hin zu schriftstellerischer Betätigung und gekonnter Mundartdichtung. Seine Bindung zu Menschen, die ihm nahestan­den, war ungewöhnlich harmonisch und dauerhaft. Mit Personen, deren Horizont und menschliche Einstellung ihm zuwider waren, stand er beharr­lich auf Kriegsfuß. Wie alle ungewöhnlichen Men­schen erwartete er von dem anderen meist seh' viel und war dann menschlich bitter enttäuscht, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Die große Liebe Max Reiser's galt neben seiner Familie "seinem" Trudering. Diese Liebe zur nä­heren Heimat hatte ihm schon sein Vater Matthias Reiser eingeimpft. Dieser führte den Sohn mit System an all die Dinge heran. welche ihm im Zusammenhang mit Heimat wichtig erschienen. Hinweise auf Tracht, Liedgut, Mundartschrifttum ' und bewußte Anwendung des Dialekts schufen Im Sohn eine breite Grundlage heimatlichen Den­kens und waren für diesen Ausgangspunkt, auf eigenen Wegen nach Heimat zu suchen.

Anfangs der sechziger Jahre, betätiqte sich Max Reiser zeitweise in einigen Truderinger Vereinen. Sein ungewöhnliches, mit Verbesserungswillen gepaartes Engagement wurde nicht immer ver­standen. Glücklicher und fruchtbarer war seine Episode bei einem Truderinger Laientheater. Der Schauspieler und Regisseur Max Reiser und ein erlesener Kreis von Schauspielfreunden wagten sich sogar an Ludwig-Thema-Theaterstücke heran. Das Niveau dieser Aufführungen war beachtlich. Zur Truderinger Feuerwehr fühlte sich Max Reiser besonders hingezogen. In vielen Jahren war er dieser verdienten Gruppe Freund und Gönner. Oberhaupt hatte er für die vielen Truderinger Vereine und Gruppen stets ein offenes Ohr.

Das große Jubiläum

1964 machte sich dann Max Reiser daran, die Weichen für das Truderinqer Fest des 20. Jahrhunderts überhaupt, die 1200-Jahrfeier, zu stellen. Volle 4 Jahre verwandten er und seine Helfer Otto Winheim, Josef BrUckl und Sidonle (Doni) Trinkl, um die geschichtliche Grundlage in Wort und Bild für den großen Truderinger Geburtstag zu schaffen. Im Oktober 1968 konnte dann das Quartett den Truderinger Gruppen, dem 32. Bezirksausschuß und der Stadt München ein Konzept für die Jahrhundertfeier vor die Füße legen, das allseits Bewunderung und Anerkennung auslöste.

Reiser und HALLO

Im Jahre 1968 erfüllte sich dann auch ein gehei­mer Traum des Max Reiser: Etwas zu schreiben, was andere gerne lesen, In Waldtrudering machte einer ein Anzeigenblatt auf, das sich HALLO Trudering nannte und neben Anzeigen sich auch der lokalen Information und Kommunikation annehmen wollte. Max Reiser war sofort dabei, als man Leute zur Mitarbeit an die­sem HALLO Trudering suchte. Er erkannte sofort die Möglichkeiten, die diese Publikation seinem geliebten Trudering bot und wollte mithelfen, diese auf das richtige Gleis zu führen. Max Reiser gehörte der HALLO-Redaktionsrunde der Jahre 1968 bis 1972 an, die HALLO half, sich zu einem echten Lokalblatt zu entwickeln. Vom Genie eines Max Reiser profitierte HALLO von Anfang an.

Die Aussagen des HALLOdri (eine Schöpfung Reiser's), die Beiträge eines Maximilian Rinqhamer. (Reiser's Pseudonym) waren Würze im oft nüchternen HALLO-Textteil und beim HALLO-Leser ein guter, absoluter Begriff. Max Reiser's Leitartikel in den jeweiligen HALLO-Weihnachtsausgaben hätten auch in den großen Tageszeitungen Aufnahme gefunden.

Die fruchtbarsten Jahre 1968 - 1972

Die Jahre 1968 bis 1972 waren die fruchtbaren Jahre des Max .Reiser und damit auch seiner en­geren Heimat Trudering, die einen fast sensationellen Aufschwung in kommunikativer und wirtschaftlicher Hinsicht nahm. In diesen Jahren schuf sich Trudering den Ruf, der aktivste Münchner Stadtbezirk zu sein, hatte endlich der Truderinqer Spruch "Mir sama Leit, mir harn a Schneld" seine Berechtigung. In dieser Zeit wurde der Truderin­ger Faschingszug wiedergeboren, entstand die einmalige Truderinger Gruppengemeinschaft "Truderinger Festring", in dieser Zeit feierte Trudering mit der 1200-Jahrfeier ein Fest, das die Generationen vorher nie zustandebrachten und den Gene­rationen von morgen immer Vorbild bieiben wird: In dieser Zeit erschien die "Truderinger Chronik" von Josef Brückl, ein geschichtliches Werk von Belang, das Max Reiser zum Mit-Vater hatte, in dieser Zeit schuf Max Reiser mit der Festschrift "1200 Jahre Trudering" ein weiteres geschichtliches Truderinqer Dokument, das den Truderinger Neubürgern neben der Truderinqer Geschichte auch im amüsanten Erzählerstil die Truderinger Originale der· Jahrhundertwende. den Bader Christi, den Liedl Peter, den Neivoda, den Mo­stille, den Kaiser Rotbart u. a. näherbrachte. Diese Zeit trug die Handschrift des Max Reiser, wäre ohne ihn in dieser Fruchtbarkeit einfach nicht möglich gewesen.

Die Jahre nach 1972

Weil die Jahre nach 1972 nicht ganz nach dem Geschmack und der Vorstellung des Max Reiser abrollten, in der Truderinger Gemeinschaft Zwistig­keiten aufkamen, zog sich dann Max Reiser fast völlig aus der Truderinger Öffentlichkeit zurück. Er nahm sich jetzt die Zeit, seinen Hobbies zu frönen. So entstanden in den letzten Jahren seines Lebens Erzählungen, Geschichten, Gedichte, Thea­terstücke, Lieder, Grafiken usw., die noch in den Schubläden ruhen, eines Tages aber Zeugnis von der Bedeutung, der Fruchtbarkeit des Tru­deringers Max Reiser ablegen werden.

Max Reiser ist nicht mehr. Er hinterläßt eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Trudering ist ärmer geworden. Es hat, wie die, die ihm. auch in den letzten Jahren nahestanden, einen echten Freund verloren.

HalSen